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Schlange

Hauptkultort Uräus-Schlange: Buto

Gott Uräus-Schlange: Wadjet (Uto)


Das Bild der Schlange in der altägyptischen Religion war dem Ägypter ein zweiseitiges: beschützend aber auch angreifend.
Die Schlange war dem ägyptischen König und den Göttern sowohl Schutz als auch Bedrohung, nämlich immer dann, wenn der Sonnengott durch die Unterwelt fuhr. Ein positiver Aspekt findet sich jedenfalls in der Häutung der Schlange, denn diesen Vorgang interpretierten die Ägypter mit Erneuerung und Wiedergeburt. Die Schlange mit ihrem gefährlichen und geheimnisvollen Wesen findet sich somit natürlich in den altägyptischen Glaubensvorstellungen wieder. Und die alten Ägypter verehrten die Schlange; obwohl sie offensichtlich Angst vor ihr hatten.

chfaw

altägyptisch: hfaw = Schlange


Einst lebten in Ägypten vielerlei Schlangenarten, einige sind ausgestorben; aber heutzutage gibt es dort u.a. noch diese bekannten Schlangenfamilien: Riesenschlangen, Blindschlangen, Nattern und Vipern. Bestimmte Schlangen sind giftig, die Wirkung des Giftes liegt bei weniger giftig bis tödlich. Die giftigsten sind Kobra und Hornviper.

Die Schlange wurde im alten Ägypten als ein mächtiges Wesen, zum Symbol des göttlichen sowie königlichen Ornats. Sie war trotz, oder gerade auch wegen, ihres gefährlichen Wesens ein Schutzsymbol für den König schlechthin. Diesen Aspekt verkörperte die königliche Uräus-Schlange (eine Kobra). Zu finden am Kopfschmuck der Könige und auch der Götter. Sie wurde zum Symbol für die herrschende Landesgöttin Wadjet, die "Herrin der Flamme". Diese Schlange leuchtete und vernichtete mit dem Gluthauch ihres Feueratems die "Mächte der Finsternis" und die Feinde Res.
Das Gegenstück zur königlichen Uräusschlange kann man als die furchtbare Apophis-Schlange bezeichnen, den größten Feind des Sonnengottes Re sowie des Königs. In dieser Schlange fand die vernichtende und schreckliche Macht ihren Ausdruck.

Schon in der Pyramidenzeit finden sich Schlangendarstellungen; später dann auch in den sogenannten Sargtexten und in den zahlreichen Jenseitsbüchern. Die ersten Belege von Schlangen sind aber bereits in der frühdynastischen Zeit zu finden. Auf Prunkpaletten, Stelen und königlichen Siegel.

Abb. links: Serech mit Königsname "Djet".
Detail einer Stele aus Abydos.


Als Mischwesen war die Schlange auf Prunkpaletten in frühester Zeit dargestellt, nämlich als sogenannter »Schlangenhalspanther«.

Die Schlange zeigte sich auch in großen Göttern wie Atum und Amun sowie in weiblichen Göttinnen wie Meretseger, Renentet, Unut, Uto, Kebehut, Mehen und auch in Bastet, Sachmet, Hathor oder Isis. Seit dem Mittleren Reich werden die Namen von Göttinnen auch mit Schlangen determiniert. Und die männlichen Wesen der Achtheit galten als schlangenköpfig. Die Ägypter versuchten durch die Verehrung der Schlange deren Gefährlichkeit zu bannen. In sogenannten Vernichtungsritualen wurde die Schlange aber auch getötet. Diese Schlangen galten dabei als Verkörperungen von Götterfeinden, allen voran Apophis – der schrecklichste Schlangengott. Wie in der Mythologie (Re zerstückelt Apophis) wurden diese Schlangen von Priestern in Stücke gehackt. Belege zu Schlangenbeschwörungen finden sich in den Sprüchen der Pyramidentexten, den Sargtexten und im Totenbuch.

Sogenannte Schlangensteine werden schon im Alten Reich erwähnt und standen am Eingang eines Tempels zur Abwehr von gefährlichen Schlangen, aber auch zur Beschwörung ihrer schützenden Macht.
Mumifiziert und bestattet wurde die Schlange auch. Kostbare Särge aus Holz oder Bronze wurden für einige Schlangen extra angefertigt.

Uräus-Schlange

Die Uräusschlange zählt zu den giftigen Kobras. Diese bäumt sich bei drohender Gefahr mit blähendem Hals auf. Der Ursprung der königlichen Uräusschlange ist unsicher. Im Allgemeinen deutet man die Stirnschlange als Abzeichen eines vorgeschichtlichen Königtums von Buto, der Heimat einer Schlangengöttin Wadjet.

Uräus

Wadjet wurde später zur Landesgöttin von Unterägypten. Ergänzender Part der Uräusschlange als Erscheinung von Wadjet, war Nechbet, die Geiergöttin von Oberägypten.

Abb. links: die goldene Uräus-Schlange symbolisiert Wadjet, die Landesgöttin von Unterägypten und Schutzgöttin des Königs.


Die an der Stirn getragene Uräus-Schlange war in Ägypten das Zeichen königlicher Würde par excellence. Sie zierte Stirnbänder und Diademe genauso wie Königskopftücher oder Kronen; vom Mittleren Reich an in Verbindung mir der Krone. Der Uräus, eine sich aufbäumende Kobra, versinnbildlichte die aggressive Macht ägyptischen Königtums. Auch »Flamme« genannt, konnte sie ihre Feinde mit heißem Gluthauch versengen.
Der Ägypter sah in dem Uräus ein Symbol der Königsherrschaft, das auch Königsgötter (Re, Horus) trugen. Der Uräus gehört zu den gefährlichen Machtzeichen des Königs, denen geräuchert wurde, um sie zu besänftigen. Als Stirnschlange des Sonnengottes Re wird Wadjet zum »Auge des Re«.

  • Uräus: ist die lateinische Form des altägyptischen Wortes "uaret" und bedeutet die »Aufbäumende«. (Uräusschlange bäumt sich bei drohender Gefahr mit blähendem Hals auf.)
  • Uto (=Wadjet): der Name Uto ist von einem Payprus abgeleitet und bedeutet die »Papyrusfarbene«, d.h. die »Grüne«; so nannte man offensichtlich allgemein die Kobra (Bonnet).

Apophis
"Schlange der Finsternis"

In der Mythologie ist die Apophis-Schlange die Verkörperung des universellen Feindes der Schöpfung.


Apophis steht für die Finsternis und das Böse schlechthin. Täglich kämpfte Re gegen Apophis um den Sieg über diese vernichtende Schlange zu erlangen.
Abb. rechts: Der "Kater von Heliopolis" (Re) tötet die Apophis-Schlange am Fuße des heiligen Persea-Baumes.

Für die Ägypter war das Vorbild der Apophis-Schlange offensichtlich die Pythonschlange, eine mächtige Würgerin. In prähistorischer Zeit lebte sich noch in den Sümpfen des Deltas, heute ist sie dort verschwunden. Apophis, eine mächtige und dämonische Bedrohung war für die Ägypter im Diesseits wie auch im Jenseits zugegen. Und weil die stärkste Bedrohung Apophis' im Westen (Jenseits) lag, beschäftigt sich auch die Totenliteratur damit.

Uroboros

Das griechische Wort Uroboros bedeutet »Schwanzbeißer«, und die Darstellung gibt eine in sich zurückgekrümmte Schlange wieder, welche sich selbst in den Schwanz beißt. Das Bild liefert eine Beschreibung für die äußerste Weltgrenze.

Sito

Sito ist der urzeitliche Schlangengott, der die Welt umringelt. Manchmal wird er, so wie auf Abbildung, mit Beinen dargestellt. – Detail aus Totenbuch, Neues Reich. (Quelle: "Die ägyptischen Totenbücher" von E. Rossiter")

Herodot über die Schlange (Herodot-Historien II., 74-75)

»Es gibt in der Gegend von Theben heilige Schlangen, die Menschen nichts tun, die sind ziemlich klein und tragen zwei Hörner, die vorn auf dem Kopf wachsen, und sterben die, begraben sie sie im Heiligtum des Zeus; diesem Gott nämlich seien sie heilig, sagen sie.
Es gibt einen Platz in Arabien, etwa auf der Höhe der Stadt Buto, und an diese Stelle bin ich gegangen, da ich etwas wissen wollte von den geflügelten Schlangen. Als ich hinkam, sah ich Knochen von Schlangen und Gerippe in einer Fülle, die man nicht beschreiben kann, und da waren Haufen von Gerippen, große und geringere und noch kleinere, und es gab viele davon. Es ist aber dieser Platz, wo die Gerippe aufgeschüttet sind, etwa so beschaffen: Ein enger Paß zwischen Bergen zu einer großen Ebene Ägyptens zusammen. Es wird nun erzählt, mit dem Frühling kämen geflügelte Schlangen nach Ägypten geflogen, jene Vögel aber, die Ibisse, zögen ihnen entgegen bis zu dem Paß in dieser Gegend und ließen die Schlangen nicht durch, sondern bissen sie tot. Und weil er das tut, sagen die Araber, steht der Ibis bei den Ägyptern so in Ehren; und die Ägypter stimmen zu, daß sie deshalb diese Vögel so hochhalten.«

Ikonographie der Wadjet



Falke
Gans
Ibis
Katze
Krokodil
Kuh
Löwe

Nilpferd
Pavian
Schlange
Skarabäus
Stier
Widder

  • Das Tier im alten Ägypten
  • Autor: Philippe Germond
  • Verlag: Hirmer
  • Gebundenes Buch
  • ISBN: 978-3777491301
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Copyright Mein Altägypten, Anja Semling