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Nekropolen

Als Nekropole werden die Friedhöfe bezeichnet. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Stadt der Toten".

Altägyptische Nekropolen sind Grabanlagen samt Kultstätten, wo die Toten bestattet wurden. Es sind somit Totenstädte für die Verstorbenen, die nach dem Glauben der alten Ägypter im Jenseits weiterlebten.

Der Jenseitsglaube der alten Ägypter erforderte die Errichtung von Grabbauten, die als ewiger Aufenthaltsort für die Toten – im Jenseits lebten sie weiter als Verklärte – gedacht waren. Zahlreiche Königsgräber, Beamtengräber und weitere Gräber der gehobenen Gesellschaftsschicht, sind erhalten geblieben. Diese liegen bei verschiedenen Nekropolen in Ägypten. Ein sehr großes Gräberfeld erstreckt sich gegenüber Luxor, das sogenannte Theben-West.

Sakkara

Als eines der ältesten Gräberfelder der pharaonischen Zeit gilt Sakkara; hier liegen etwa zwei Dutzend Pharaonen samt Hofstaat begraben. Und hier finden sich somit die ältesten Gräber der (früh-)geschichtlichen Zeit. Der Name »Sakkara« weist auf den Totengott »Sokar« hin – ein alter Schutzgott der Nekropole. Der Ort Sakkara liegt westlich des alten Memphis und südlich von Gizeh und enthält neben Abydos eine der ältesten Nekropolen. Womöglich wurden hier auch Könige aus der 2. Dynastie bestattet, zu jener früher Zeit scheint Sakkara aber eine Nekropole vor allem für hohe Beamte gewesen zu sein. Zahlreiche Funde wurden dort bislang gemacht, beispielsweise das Grab des Wesirs Hemaka (1. Dynastie) sowie das Grab des Nebetka (Nachfolger des Dewen) in Form einer Mastaba.

Das interessanteste Grab in Sakkara dürfte die Stufenpyramide des König Djoser (3. Dynastie) sein. Seit Djoser wurden die Könige dann bei Memphis (Gizeh-Plateau) begraben.

Abb. rechts: Djosers' Stufenpyramide
(Foto: Peter Funk)

Abydos

Ort in Oberägypten (heute Mittelägypten), nordwestlich von Theben. Die Lokalgottheit war der Totengott »Chontamenti« (= »Der Erste der Westlichen«). In Abydos liegen die Reste der Königsgräber der meisten Könige der 1. und 2. Dynastie sowie einiger vorgeschichtlicher Könige – möglicherweise waren die Königsgräber hier jedoch nur Kenotaphe (Scheingräber), und die frühgeschichtlichen Herrscher ließen sich in Sakkara begraben? Die älteren Könige der 2. Dynastie waren vermutlich in Sakkara bestattet. Abydos wurde ab der 5. Dynastie zum Hauptkultort des Osiris (Herrscher des Totenreichs) wo die berühmten Mysterien des Gottes Osiris stattfanden.

Abb. oben: Blick auf die Ruinen des Tempels von Ramses II und das weitläufige Gelände in Abydos. (Foto: Elvira Kronlob)


Der Legende nach wurde Osiris einst in Abydos bestattet und zwar dort wo das Grab des frühen Königs Djer (1. Dynastie) liegt. Bekannt unter dem Namen Umm el-Qaab (="Mutter der Opferschälchen"). Dieses Areal bildete den geistigen und geografischen Mittelpunkt der Osirisverehrung, die gut drei Jahrtausende von den Ägyptern praktiziert wurde. Der Osiriskult war wesentlicher Bestandteil der religiösen Glaubensvorstellungen zur Wiederauferstehung. Abydos war somit auch das religiöse Zentrum im alten Ägypten und "Tor zur Unterwelt".

Gizeh-Plateau

Ort am Westufer des Nil nordwestlich des alten Memphis; heute nahe Kairo. Hier stehen die drei brühmten Pyramiden der Pharaonen Cheops, Chepfren und Mykerinos

(Foto: Carmen Wolfram)


Hier errichteten die Könige der 4. Dynastie ihre Gräber, die Pyramiden von Gizeh und diese drei Monumente zählen zu den Weltwundern der Antike, niemals mehr wurde diese pyramidiale Architektur gesteigert. Es waren die Könige: Cheops, Chephren und Mykerinos, die die Pyramiden von Gizeh errichten ließen.
Aber auch viele Privatgräber und die der königlichen Familie liegen auf dem Gizeh-Plateau. Für Beamte, Adlige und Priester des Alten Reiches wurden hier teils prächtige Gräber erschaffen. Es waren die sogenannten Mastabas mit unterirdischen sowie oberirdischen Grabkammern, die für ein Leben im Jenseits erschaffen wurden. In diesen Gräbern finden sich heute noch herrliche Malereien und Grabreliefs, die die Grablegen dekorieren.

Theben-West

Auf der Westseite des Nils liegen auf dem weitläufigen Areal, namens Theben-West, gegenüber Luxor, hunderte von Felsgräber für die Noblen der ägyptischen Gesellschaft.

Abb. oben: Blick nach Theben-West / Tal der Könige. (Foto: Carmen Wolfram)


Auch das berühmte "Tal der Könige" liegt hier. Über viele Kilometer verteilt in den Klippen, Hügeln, Tälern und Schluchten des thebanischen Gebirges, fanden hunderte von Beamten und Priestern hier ihre letzte Ruhestätte sowie Könige und Königinnen. Die meisten Adligen der 18. Dynastie liegen in dem Gebiet der Nekropole von Scheich Abd el-Gurna und etliche Würdenträger aus der 19. Dynastie liegen in Dra Abu el-Naga (auch in el-Chocha), alles Gebiete gegenüber dem heutigen Luxor und somit auf dem großen Areal Theben-West. Gleichen Areals befinden sich bei der Arbeitersiedlung "Deir el-Medine" die ebenfalls dekorierten Gräber jener, die einst in der Siedlung gelebt haben: die Künstler und Handwerker, die die Königsgräber im Tal der Könige schufen.
Dekorierte nicht-königliche Gräber gibt es schon seit der Zeit des Alten Reiches, besonders aber aus der Epoche des Neuen Reiches (um 1500–1075 v.Chr.), auch aus der Epoche des Mittleren Reiches und deren vorausgehenden sog. Ersten Zwischenzeit. Besonders ergiebig erweist sich die thebanische Nekropole auf der Westseite des Nils gegenüber dem heutigen Luxor: Theben-West.

Tal der Könige

Das Tal der Könige beherbergt den herrlichsten und geheimnisvollsten Friedhof der Welt.

Abb. links: Zufahrtstraße ins Tal der Könige.
(Foto: Carmen Wolfram)


In diesem ausgetrockneten Flußtal haben ägyptische Arbeiter unter der sengenden Wüstensonne im zweiten Jahrtausend v.Chr. Gräber von faszinierender Schönheit und ehrfurchtgebietender Größe in den Fels geschlagen. In diesem Tal wurde die sterbliche Hülle der Herrscher des Neuen Reiches, 18. bis 20. Dynastie (um 1550–1075 v.Chr.) zur ewigen Ruhe gebettet. Als Friedhof der Pharaonen gehörte das Tal der Könige zu den geheiligsten Stätten des alten Ägypten. Die Kammern der Gräber quollen über von Schätzen des täglichen und religiösen Lebens sowie die Wände mit geheimnisvollen Führern durch die Unterwelt verziert waren/sind. Nicht alle Gräber im Tal der Könige sind Pharaonen zuzuordnen, auch Herrschergemahlinnen sind beigesetzt worden und in manchen Fällen sogar "Normalbürger", die in einer besonders engen Beziehung zum Herrscherhaus standen, wie z.B. die Amme der Hatschepsut namens Sit-Ra in KV 60.

Scheich Abd el-Gurna

Hunderte nicht-königliche Gräber aus der 18. Dynastie liegen in diesem Toten-Areal. Die Gräber sind in ihren Innenräumen mit herrlichen und farbenprächtigen Wandmalereien dekoriert. Vielfach Darstellungen zu Alltagsaktivitäten sind zu sehen, aber auch zu Bestattungsriten und Jenseitsvorstellungen. Einige dieser Noblen-Gräber sind besonders schön, so zum Beispiel das des Ägypters Ramose, aus der Zeit der 18. Dynastie.

Dra Abu el-Naga

Wurde vom Mittleren Reich an bis in die Koptische Zeit hinein als Nekropole benutzt. Die Nekropole liegt westlich des Nils und beschreibt den nordöstlichen Bereich der gesamten ausgedehnten Nekropole von Theben. Die ältesten dokumentierten Gräber datieren in die ausklingende 11. Dynastie (ca. 2000 v.Chr.)

Abb. oben: Teilbereich von Dra Abu el-Naga. (Bild: Elvira Kronlob)


El-Tarif

Vor der Zeit der Grablegen im Tal der Könige fanden Bestattungen auch auf der Westseite Thebens statt. Bereits ein halbes Jahrtausend zuvor, im sog. Mittleren Reich, 11./12. Dynastie. Könige, deren Familien und Zeitgenossen fanden ihre letzte Ruhestätte in einer ausgedehnten Nekropole, die sich auf weitläufige Gebiete konzentriert: beim heutigen Dorf el-Tarif (frühester Königshof Thebens). In el-Tarif finden sich auch große Felsgrabanlagen. Für Gräber und Bestattungen wurde die Nekropole von el-Tarif noch bis in die 12. Dynastie von Privatleuten genutzt. Könige wählten von da an einen weiteren Talkessel auf der thebanischen Westseite, wo die bekannten Felsentempel von König Mentuhotep II. und der Königin Hatschepsut liegen.


Nekropolen in Theben-West – Übersicht

  • Scheich Abd el-Gurna: Nicht-königliche Gräber aus der 18. Dynastie.
  • Dra Abu el-Naga: Nicht-königliche und königliche Gräber aus der 17., 18., 19./ 20. Dynastie.
  • Assasif (Ebene östlich v. Deir el-Bahari): hohe Beamte u. Würdenträger aus der 26. Dynastie.
  • El-Tarif: Nicht-königliche und königliche Gräber aus der Zeit des Mittleren Reiches.
  • Chocha: Privatgräber aus der Zeit der 18. und 19. Dynastie.
  • Deir el-Medine: Gräber der Künstler und Handwerker zu jener Zeit.
  • Tal der Könige: Pharaonen aus der 18. – 20. Dynastie.
  • Tal der Königinnen: Königsgemahlinnen und Königskinder aus der 18. – 20. Dynastie.

Tier-Nekropole

Es gibt mehrere Tier-Nekropolen in Ägypten, eine davon ist die große Nekropole von Tuna el-Gebel. 10 km westlich der alten Stadt Hermopolis magna liegt der ausgedehnte Tier-Friedhof von Tuna el-Gebel, das sogenannte Ibiotaphein.

Abb. rechts: unterirdisch im Tierfriedhof.
(Foto: Tuna e.V.)


In der pharaonischen Zeit (nachweislich ab 26. Dynastie) bis über die ganze Ptolemäerzeit hinweg (nachweislich bis 1.–2. Jh. n.Chr.) wurden dort in weitverzweigten unterirdischen Gang-Systemen heilige Tiere, vorwiegend Ibisse und Paviane, bestattet.
Der Gott Thot wurde in Hermopolis magna verehrt, und die heiligen Tiere des Thot waren der Ibis und der Pavian. Die mumifizierten Ibisse wurden in Tongefäßen oft zu mehreren beigesetzt, aber auch einzeln in Kalksteinsarkophagen oder in Nischen. Solche Nischen waren einst mit Lehmzieglmauern oder Scheintüren verschlossen. Nicht unbedingt vollständig mumifizierte Tiere fanden sich in den zahlreichen Galerien, sondern hauptsächlich gebündelte Tierknochen, manchmal auch ein Mix aus unterschiedlichen Tierknochen (Katze, Hund, Ibis, Pavian, Falke) aufbewahrt in Gefäßen und Särgen. Direkt vor Ort muss es wohl eine Aufzuchtstation für Ibisse gegeben haben; vielleicht auch für Katzen und Hunde. Verwaltet wurde die ganze Nekropole von Priestern und Beamten.


Heutzutage: Die Gräber der alten Ägypter sind für die Wissenschaft und für die Archäologen von grundlegender Bedeutug zur Erfoschung der Historie, weil anhand dieser Gräber vieles aus dem einstigen Dasein des altägyptischen Volkes offenbart wird.
Die Gräber sind mit farbenprächtigen und Wände füllenden Malereien dekoriert, die vorwiegend Alltagsaktivitäten mit Themen wie Landwirtschaft, Ernte, Jagd oder Fischfang zeigen, dann auch Jenseitsvorstellungen oder Bestattungsprozessionen. Auch die Hieroglyphen-Inschriften geben viel preis. – Ohne jene entdeckten Königs- und Privatgräber mit ihren Grabbeigaben (soweit noch vorhanden) sowie deren künstlerisch wertvollen Malereien, wäre die Ägyptologie heute womöglich nicht da wo sie bereits ist.

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