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"Kunstwerke"

Kunst im Alten Reich

3. bis 8. Dynastie, um 2640 bis 2134 v. Chr.

Die Kunst im Alten Reich beginnt in Sakkara, dem Totenfeld von Memphis, das als Residenz großstädtischer Bereich war. Dort steht seit der 3. Dynastie Ägyptens Stufenmastaba von König Djoser – genauer gesagt, die auf einer rechteckigen Basis in sechs Stufen 60 Meter hoch aufragende Stufenmastaba, der erste steinerne Monumentalbau der Menschheitsgeschichte. Mit dieser einzigartigen "Pyramide" haben Bauherr und Baumeister, Djosers königlichen Machtanspruch in einmaliger komprimierter Form als irdische Residenz des Gottkönigs dargestellt.

Abb. links: Stufenmastaba von Sakkara,
König Djoser um 2670–2600 v. Chr.
3. Dynastie. Erster monumentaler Steinbau in Ägypten. Bau war ursprünglich begonnen als einfache Mastaba, die dreimal vergrößert und zweimal überbaut wurde, mit zunächst vier Stufen danach mit sechs Stufen. (Foto: Peter Funk)


Die dann folgenden Pyramidenbauten sind noch gestuft, stehen jetzt aber bereits auf quadratischem Grundriss. Erst die achtstufige Pyramide von Medum wird so umkleidet, dass sie als »echte« Pyramide erscheint. Über noch andere Zwischenstufen mit unterschiedlichen Neigungswinkeln entstand in Dahschur die erste Pyramide in der klassisch abstrakten, mathematischen Form, die in den drei Gizeh-Pyramiden schließich ihre idealsten Gestalten gefunden hat.

Abb. links: Eine der Pyramiden von Gizeh, die sog. Chefren-Pyramide, und im Vordergrund die große Sphinx.. Die "perfekte" Pyramidenform gelang erst nach mehreren Anläufen. Auf dem oberen Teil der Chefren-Pyramide ist noch gut die Ummantelung aus hellem Kalkstein zu erkennen, die einst die ganze Pyramide umgab.

Pyramide des Chefren und Sphinx im Vordergrund / Gizehplateau
(Foto: Peter Funk)


Jede Pyramide war ein Königsgrab, ein sakrales Bauwerk mit dem Sinn, den für das Überleben des Staates und Volkes notwendigen Gottkönig rituell so beizusetzen, dass er auch aus dem Jenseits weiterhin für Wohl und Wehe des Landes wirken könne. Es war also kein Grabmal in unserem Sinne, sondern symbolisierte mit der ihr eigenen Dynamik in der oberen Vereinigung der vier Seitenkanten, die aus der Unendlichkeit zu kommen scheinen, weil sich die Pyramiden-Basis optisch nirgends absetzt, die ewige Struktur der absoluten Königsherrschaft.
Seit der 4. Dynastie hat sich ein Pyramiden-Kanon entwickelt, der ideal etwa so aussehen kann: Eingang in die Pyramide stets von Norden, zu den Zirkumpolarsternen (die "Unsterblichen") hin, in die Flugrichtung der Seele des Toten; ein Gang gewunden oder abgeknickt zu einer Halle, von der nach Westen ein anderer zur Sargkammer (Westen = Reich der Toten / Osiris) abgeht, ein anderer Gang nach Osten zur Kultstatue (Osten = Reich der Lebenden / Re).
Der Abfolge der Kulthandlungen beim Ablauf des Bestattungsrituals entsprechen die zur Pyramide gehörenden Baukomplexe:

Der Taltempel am Rande vom Fruchtland zur Wüste, die Pforte zum Totenreich und der Platz für die Beisetzungszeremonien, der gedeckte Aufweg zum Verehrungstempel (Totentempel) im Osten vor der Pyramide und meist durch die Umfassungsmauer mit ihr direkt verbunden, Königinnen- und Nebenpyramiden und ggf. Sonnenschiffe. Beispielhaft ist der Taltempel der Chefren-Pyramide (Abb. rechts).

Abb. rechts: Säulenhalle des Taltempels von Chefren.
(Foto: Stefan Eggers)


König Djosers Sitzbild aus der Kultkammer der Stufenmastaba in Sakkara enthält noch deutlich Reste düsterer archaischer Schwere, ist aber bereits streng in das axiale System der klassischen Rundskulptur eingespannt. Seine unsichtbare Aufstellung in der Serdâb-Kammer beweist die eindeutig religiös gerichtete Zweckbestimmung, dem Körper die ewige Existenz zu sichern.

Sitzstatue

Das wohl prächtigste Königsbild des Alten Reiches ist aber zweifelsfrei das des Pharaos Chefren

Die mit 1,68 Meter Höhe lebensgroße Sitzstatue aus dunkelgrünem Schiefer fand der berühmte Archäologe F. Mariette, der Begründer des Ägyptischen Museums zu Kairo, im Jahre 1860. In dieser Königsstatue hat »die plastische Gestaltungskraft der Pyramidenzeit ihren gültigsten Ausdruck gefunden« (W. Wolf).

Zugleich läßt sie ein verändertes Herrscherbild sichtbar werden. Der düstere Ausdruck des Djoser-Kopfes ist überwunden zugunsten einer strahlenden Idealität, die offensichtlich von einem neuen Glauben getragen wird (Re-Kult).

Abb. links: Sitzstatue von Pharao Chefren.
Ägyptisches Museum Kairo. (Foto: Jon Bodsworth)


Plastik

Alle Plastik im Alten Reich war bemalt, was die Strenge aufhob oder milderte, was aber ebenso sinnfällig ihren Wirklichkeitscharakter zu unterstreichen hatte: idealisierte Sinnwerte ohne Bezug zur Naturtreue, z.B. Hellgelb für die Haut der Frauen, Braunrot für die der Männer; dafür ist die Sitzgruppe des Prinzen Rahotep und seiner Frau Nofret (Abb. weiter unten), aus der Zeit des Übergangs von der 3. zur 4. Dynastie, ein gutes Beispiel.

Überaus häufig ist die klassische, knapp und kraftvoll modellierte Rundskulptur aus dem Alten Reich, aus vielen Materialien, einzeln oder in Gruppen, meist unterlebensgroß. Alabaster, weicher Kalkstein oder Härtlinge wie Rosengranit waren beliebtes Statuenmaterial, während für die meist kleineren Ka-Statuetten Holz oder Kupfer bevorzugt wurden. Weil die Götterfiguren in der Regel aus Edelmetallen oder dicken Gold-Silberplattierungen über einem Holzkern gefertigt waren, galt ihnen bei Grabräubereien das erste Augenmerk, weshalb so wenige erhalten geblieben sind.

Rahotep
(Bild: Jon Bodsworth)

Nofret
(Bild: Jon Bodsworth)


Seit der 3. Dynastie war das Bild des sitzenden Schreibers beliebt. In ein Dreieck streng geometrisch eingeschrieben, den Blick stolz geradeaus gerichtet, hält der seiner Würde bewußte Schreiber stets Papyrus und Schreibbinse in den Händen.

Abb. rechts: Schreiberfigur, Sakkara, frühe 5. Dynastie.
Kairo, Ägyptisches Museum. (Foto: Peter Funk)


Neben den zahlreichen Sitzfiguren schufen die Ägypter auch Standfiguren aus Stein, Kupfer oder Holz. Jene aus Holz wurden oft mit einer Goldschicht überzogen. Figuren in unterschiedlichen Größen, kleine bis hin zu überlebensgroßen. Die allermeisten Standfiguren sind Männern nachgebildet. Oft in der sogenannten Standschreithaltung, wobei das linke Bein nach vorne tritt, als wolle die Figur loslaufen.
Die Körperhaltung ist bei aufrechter Haltung von vorn anzuschauen mit immer geradeaus blickendem Gesichtsfeld.

Für die Flachbildkunst, das Relief, sind die frühesten Beispiele die frühgeschichtlichen Schieferplatten (siehe auch Rubrik Kunst > Relief). Dabei handelt es sich um erhabene Reliefs, die sich aus dem Steinuntergrund herausheben, im Gegensatz zum versenkten Relief (seit der 4. Dynastie), bei dem der Hintergrund nicht weggemeißelt, sondern die Figur in die Fläche eingegraben wird.
Bereits in Djosers Grabkammer gibt es Reliefs mit dem Thema des Regierungsjubiläums, sie bleiben aber relativ selten, bis sie dann von der 5. Dynastie ab, die Wände und Gänge in (Toten-)Tempeln und Gräbern schmücken. Viele Themen sind auf das Totenopfer bezogen.

»Alle Bilder sind magisch belebt zu denken und müssen deshalb von ihrem Wirkcharakter her verstanden werden. Selbst der Tanz, die Jagden, die Feste oder täglichen Arbeiten haben diesen Sinnbezug, da sie allesamt geeignet sind, den Verstorbenen Vergangenes als Gegenwart erleben zu lassen. Wie dabei das Leben skizziert wird, hat oft wenig Bezug zur persönlichen Vergangenheit des Grabinhabers, es zeigt vielmehr stets das für seinen Stand Typische, seine Rolle, eine bewußte Auswahl dessen, was idealerweise hätte sein sollen – Idealisierung.«

Kunst im Mittleren Reich

11. bis 12. Dynastie, um 2134 bis 1780 v. Chr.

War das Alte Reich die Zeit der monumentalen Pyramiden, so kann man das Mittlere Reich mit Recht als Ägyptens hohe Zeit der Rundbildkunst und der Klassik bezeichnen, die im Neuen Reich schließlich abgelöst wird von der Malerei. Da sind die großartigen Königsstandbilder, in denen erstmals die archaische Strenge der Gesichtszüge gemildert wird. Die Kunst des Mittleren Reiches präsentiert sich gleich an ihrem Beginn monumental mit Mentuhoteps Grabtempel, der bezeichnender Weise auf die Pyramidenarchitektur der 6. Dynastie zurückführt, diese mit Grabanlagen der älteren thebanischen Fürsten verbindet.

Mit dem Bau dieser Anlage vor der einzigartig malerischen Felskulisse einer natürlichen Gebirgspyramide im Talkessel von Deir el-Bahari knüpft Mentuhotep II. (Abb. links) bewußt an die Kunst des Alten Reiches an. Auch wenn seine Anlage der traditionellen räumlichen Gliederung in vier Bauelemente entspricht, ist sie doch völlig anders und in ihrem Entwurf einmalig. In seinem Grundriß ähnelt dieser Komplex stark jenen dreigliedrigen Tempelanlagen, die im Neuen Reich nach einem einheitlichen Plan gebaut wurden.
Sein Tempel war vielleicht auch Inspirationsquelle für den später erbauten herrlichen Terrassentempel Königin Hatschepsuts; ihr Tempel steht seitlich des Mentuhotep-Tempels (beide in Deir el-Bahari).

Abb. links: Sitzstatue von Pharao Mentuhotep II., 11. Dynastie. Kairo, Ägyptisches Museum. (Foto: Peter Funk)


Die Technik des Pyramidenbaus hat sich im Mittleren Reich grundlegend gewandelt: Zunächst errichtete man auf quadratischer Fläche ein sternförmiges Steingerippe, das von der Flächenmitte her auf die vier Ecken sowie auf die vier Seitenmitten zuläuft und den Kern der Pyramide bildet. Das diagonal ansteigende Mauerwerk stützte man zusätzlich mit weiteren Quermauern ab und füllte dann den Pyramidenkern mit Steinen auf. Die Pharaonen der Amenemhets und Sesostrise waren eifrige Pyramidenbauer.

Weitere Tempelbauten entstanden unter Mentuhotep III., Amenemhet I.–IV., Sesostris I.–III., Sobeknefru (letzter Pharao des Mittleren Reiches). Auch Kultbauten wurden errichtet, vorwiegend von Mentuhotep II. Eine große Anzahl von Hallengräbern – quadratischer Raum unter der Erde gestützt von Säulen oder Pfeilern aus dem Fels geschlagen – entstand für Fürsten und Beamte.

Der sogenannte Würfelhocker findet man zum ersten Male in der 12. Dynastie. Bestimmend ist die religiöse Idee: Der Steinblock als solcher meint womöglich den sogenannten »Urhügel«, aus dem die Auferstehung des Toten erfolgt; mann kann auch sagen, dass der Steinblock die Rolle der Mutter übernimmt, aus dem der "Tote" tritt.

Der eingeschriebene (nicht verschmolzene!) Körper aber, nach Osten, zur aufgehenden Sonne hin gerichtet, ist frei von Mumienbinden und bereit, nach dem Vorbild der Sonne »zur Tages- und Nachtfahrt« aufzubrechen. Die Form ist streng geometrisch und der Körper tritt in den Hintergrund.

Abb. rechts: Würfelhocker, symbolischer Ausdruck der Auferstehungshoffnung.
Kairo, Ägyptisches Museum. (Foto: Stefan Eggers)

Baukunst im Neuen Reich

18. bis 20. Dynastie, etwa 1550 bis 1070 v. Chr.

Die Baukunst des Neuen Reiches begann mit Königin Hatschepsuts Terrassentempel (auch: Jubiläumstempel) für die Königin selbst und für ihren Vater Thutmosis I. Vielleicht ist er von dem 500 Jahre älteren benachbarten Tempelbau des Mentuhotep angeregt, jedenfalls gibt es Ähnlichkeiten zwischen ihnen.Die Gesamtanlage verbindet in einem außergewöhnlichen Grundriß Architektur und Natur zu einer Einheit von imposanter Wirkung.

Abb. links: der brühmte Totentempel der Pharonin Hatschepsut. Dieser Tempel ist die bedeutendste erhalten gebliebene Kultstätte Hatschepsuts, neben der sog. "Roten Kapelle" und eben diesem Tempel verdankt die Forschung die Entdeckung dieser einzigartigen Königin – eine Königin, die traditionelle Rahmen überschritt und sich selbst zum Pharao erhob.
(Foto: P. Funk)


Alle Bauformen sind für die Ägypter Träger einer komplexen Symbolik. Zweck und Symbolgehalt eines Gebäudes sind kaum voneinander zu trennen. Die Symbolhaftigkeit der Formen ist eine ihrer Hauptfunktionen, oft sogar ihr einziger Zweck. Eine einzige Form kann Symbol für eine Mehrzahl von Erscheinungen, Kräften und Traditionen sein. Der Dualismus von Tektonik und Organik verbindet sich mit der Traditionalität und Symbolhaftigkeit zu einer unauflöslichen Durchdringung von physischer und metaphysischer Erscheinung, die für die Weltanschauung der Ägypter in allen Bereichen kennzeichnend ist, etwa für die Theologie und die Hieroglyphen-Schrift.

In der 19. Dynastie artete fast jede Kunstidee bei ihrer Ausführung ins Maßlose und Kolossale aus. – Dazu gehört das Ramesseum ebenso wie Abu Simbel und der große Säulensaal in Karnak, Medinet Habu oder auch der Totentempel von Amenophis III.; er errichtete auch den Luxor-Tempel, Prototyp eines Prozessions-Tempels, mit wechselnden Säulen-Kapitellen über Wänden aus eleganten Rundsäulen, die den Weg der Amun-Barke säumen. Interessant ist auch das schmückende Beiwerk: Sphingen, stehende, sitzende oder kniende Figuren säumten Wege, Hallen und Säulengänge.

Säulenhalle des Luxor-Tempels. (Foto: Carmen Wolfram)

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